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Im Winter am Meer

„Flaschen wandern über die Theke. Freundliche Gesichter schauen dir erwartungsvoll entgegen. Stimmen und laute Musik vermischen sich. Der Geruch nach Bier klebt an deinen Händen und das Wechselgeld verlässt deine dreckigen Hände. Die Stimmung kocht und plötzlich eine Berührung. Gedanken schiessen in deinen Kopf und du denkst an das Meer im Winter. Den verschneiten Strand und die Wolken am Himmel. Das Gesicht versteckt unter der Kapuze und die Hände tief vergraben in den Taschen. Den Blick starr gerichtet gen Horizont. Versunken in Gedanken und hin und hergerissen, wie die Wellen des aufgewühlten Meeres. Fußspuren im Sand bleiben zurück. Eine Möwe kreist kreischend durch die Luft und ein Hund rast an dir vorbei. Ein Tag im Winter. Ein Tag am Meer.

Doch du wachst auf aus deinen Gedanken. Geweckt durch das helle, rote Licht der Leuchtfackel dort draußen auf See. Ein Signal.

Dir bleibt keine Zeit nachzudenken, du musst reagieren. Du schreist, du rufst und lässt den ganzen Zweifeln für wenige Momente keinen Raum in deinem Kopf.

Und dann fährst du nach Hause. Die Straßenlaternen und ihre Lichter verschwimmen vor deinen Augen. Du warst nicht wirklich am Meer, du warst mitten in der Menschenmenge. Hast geredet, hast geschwiegen, hast geschaudert und hast deine Faust in den Himmel gestreckt. Hast gelacht und hast die Situationen aufgesogen. Hast gelächelt und hast erwartungsvoll der Zukunft entgegengeblickt. Hast gefühlt.

Und so wandern weiter Flaschen im Sekundentakt über die Theke und so füllen weiterhin die Musik und der Rauch den Raum. Du nicht mehr dort. Und trotzdem irgendwo dazwischen.“ 

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